Wenn das Blut erkrankt

Eine Bluterkrankung kann eine separate Krankheit sein, oft jedoch wird dadurch eine andere Krankheit signalisiert. Unterschätzen Sie nie die Symptome.

Das Blut versorgt alle Gewebe des menschlichen Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen. 50-55 Prozent davon ist Blutplasma. Das Blutplasma besteht zu etwa 90 Prozent aus Wasser, der Rest ist ein Gemisch aus: Glukose, Hormonen, Enzymen, Mineralstoffen, Abfallstoffen, Plasmaproteinen: Albumin und Fibrinogen (wichtig für die Blutgerinnung), Alpha- und Betaglobulinen die Blutfette, wie Cholesterin transportieren, Gamma-Globulinen die bei der Bekämpfung von Entzündungskrankheiten helfen. Die restlichen 45 bis 50 Prozent des Blutes besteht aus zellulären Bestandteilen:

  • rote Blutkörperchen – Erythrozyten – haben eine Lebensdauer von 3 Monaten, dienen dem Transport von Sauerstoff
  • weiße Blutkörperchen – Leukozyten – haben eine sehr kurze Lebensdauer von etwa 76 Stunden, sie bilden einen Teil des Immunsystems,
  • Blutplättchen – Thrombozyten – haben eine sehr kurze Lebensdauer von 4-7 Tage, sie sind an der Blutgerinnung beteiligt.

Im Falle von Blutspenden ist dies nicht immer der Fall und muss richtig überprüft werden, sonst kann es zur dramatischen Folgen kommen. Die Idee von der Bluttransfusion konnte durch Tierversuche realisiert werden. Der erste Bluttransfusionsversuch zwischen Menschen führte der deutscher Arzt, Matthäus Purmann im Jahre 1668 durch. Seine Objekte waren drei Soldaten. Seine Versuche, wie auch in vielen anderen Fällen, scheiterten. Diese Wendung brachte die Entdeckung der Blutgruppen.

Im Jahr 1900 entdeckte der österreichische Arzt Karl Landsteiner, anhand der Hämagglutination- die Verklumpung von Blutzellen, die Existenz der Blutgruppen. Er entdeckte nur drei aus vier Blutgruppen, die vierte, relativ seltene Blutgruppe AB wurde von dem tschechischen Wissenschaftler Jan Jansky entdeckt. Er war der erster der die Blutgruppen richtig, gemäß ihrer Agglutinationseigenschaften (die Verklumpung von roten Blutkörperchen) in vier Gruppen (A, B, 0, AB) eingeteilt hat. Bei einer Bluttransfusion muss auf die Kompatibilität zwischen den Blutgruppen der Beteiligten geachtet werden. Wenn der Patient nicht die richtige Blutgruppe erhält, kommt es zur Hämolyse – Auflösung von roten Blutkörperchen im Blut des Empfängers.

Ein weiterer wichtiger Schritt war die Entdeckung des Rhesusfaktors in 1939. Eine Fehlanpassung der Rh-Antigene bei einer Bluttransfusion kann für den Empfänger zur lebensbedrohlichen Situation führen. In spezifischen Situationen wo die Rh-Antigene der Mutter anders sind als bei ihren Fetus, kann dies zur hämolytischen Erkrankung des Neugeborenen führen.

Die so genannte Blutgruppe kommt durch das Vorhandensein von bestimmten Markern -(Antigenen) auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen zustande. Die Blutgruppe kann A, B, AB oder 0 sein. Plasma enthält eine Vielzahl von spezifischen Antikörpern gegen Erythrozyten-Antigenen. Beispielsweise – menschliches Plasma mit der Gruppe A enthält Antikörper gegen das Antigen B. Bei Vermischung mit der Blutgruppe B (mit Antikörpern gegen das Antigen A) bilden die Antikörper gegen das Antigen A Klumpen mit dem Antigen A – es kommt zur Verklumpung (Agglutination).

  • Blutgruppe A – Antigene A auf den roten Blutzellen, das Plasma enthält nur Antikörper gegen Blutgruppe B.
  • Blutgruppe B – Antigene B auf den roten Blutzellen, das Plasma enthält nur Antikörper gegen Blutgruppe A.
  • Blutgruppe AB – Antigene A und B auf den roten Blutzellen, das Plasma enthält keine Antikörper gegen A oder B.
  • Blutgruppe 0 -weder Antigene A oder B auf den roten Blutzellen, das Plasma enthält Antikörper gegen A und B.

Wer kann Blut spenden

Blut spenden können alle gesunden Menschen ab 18 bis 65 Jahren, die über 50kg wiegen, und die Grundvoraussetzungen erfüllen. Männer können maximal viermal, Frauen maximal dreimal im Jahr Blut spenden.

Die häufigsten Erkrankungen des Blutes

Laut dem Hämatologen Beáta Beňova aus der Hämatologischen Ambulanz in Košice, gehört dazu die Anämie – Blutarmut. Unter Anämie versteht man einen Mangel an roten Blutkörperchen und/oder den rotem Blutfarbstoff Hämoglobin, der in dem Körper Sauerstoff transportiert. Deswegen können bei Patienten mit Anämie diverse Gesundheitsprobleme auftreten (Atemnot, Schwindel, Herzklopfen, Muskelschwäche, Haarausfall, etc.).

Für eine Anämie kommen verschiedene Ursachen infrage: Eisenmangel (erhöhter Verlust bei Mädchen und Frauen im erwerbsfähigen Alter), schlechte Eisenaufnahme durch den Verdauungstrakt, Verlust von Eisen im Magen-Darm-Trakt, Verlust von Eisen durch Urin, übermäßige gynäkologische Blutungen, Mangel an Vitamin B 12 (gestörte Absorption des Vitamins im Verdauungstrakt oder geringe Versorgung), eine andere komplexere Ursache kann eine übermäßige Zerstörung der roten Blutkörperchen im Knochenmark, oder eine Störung der Blutbildung im Knochenmark sein.

Dies kann durch eine schlechte Ernährung verursacht werden.

Laut der Ärztin kann der unzureichende Verzehr von Fleisch (typisch für Vegetarier), Roter Bete, Hülsenfrüchten, grünen Blattgemüse, Petersilie, schwarzen Johannisbeeren und Brokkoli das Risiko für eine Anämie erhöhen.

Anzeichen einer Anämie müssen nicht spezifisch sein, oft sind die Anzeichen:

  • Blässe,
  • Müdigkeit,
  • Kraftlosigkeit,
  • Atemnot bei Belastung,
  • Herzklopfen,
  • Schwindel und Kollaps,
  • Gelbfärbung der Haut und der Bindehaut.

„Auch deswegen wird es (die Anämie) nicht vermutet, oft werden andere Organerkrankungen gesucht, und man vergisst einen gewöhnlichen Bluttest zu machen“ sagt die Ärztin. Orientierungstests zeigen Blutarmut nicht immer unbedingt an. Es kann in einer versteckten Form vorliegen.

Wenn der Patient Probleme hat sollte der Arzt auf weitere Anzeichen achten die eine Anämie bestätigen. Laut der Ärztin, können die klinischen Anzeichen für Anämie mit Symptomen anderer Erkrankungen überlappen, darum sollte der Patient, wenn Anämie vermutet wird, durch Labormethoden untersucht werden.

Eine Anämie kann auch die Anwesenheit von anderen schweren Krankheiten signalisieren, wie zum Beispiel die Anwesenheit von Tumoren oder Geschwürskrankheiten.

Blutgerinnsel

Andere häufige Bluterkrankungen heutzutage sind thromboembolische Erkrankungen, bei denen sich in den Venen der linken unteren Extremitäten Blutgerinnsel – Thrombosen bilden. Wenn diese sich lösen, können sie durch das Blut in mehrere Organe eindringen und, zum Beispiel, eine Lungenembolie verursachen.

Die Ärztin erklärt, dass es am häufigsten bei Patienten auftritt die nach einer großen Operation sind, und bei Menschen die für eine längere Zeit immobil waren. „Das Problem ist, dass thromboembolische Erkrankungen oft auch bei jungen, völlig gesunden Menschen ohne weitere Risikofaktoren auftreten- zum Beispiel bei Frauen nach Beginn mit der hormonellen Kontrazeption oder bei junge Menschen nach einer langen Reise“ – erklärt uns Beáta Beňová.

Vorbeugung:

  • aktive Bewegung,
  • viel Flüssigkeit,
  • bei Atemnot, atypischen Brustschmerzen oder einer einseitigen Schwellung der Gliedmaßen, kann man Zuhause zuerst Anopyrin oder Ibalgin einnehmen. Sie sollten jedoch so schnell wie möglich Ihren Arzt aufsuchen.

Angeborene Veranlagung für Thrombose kann durch eine hämatologische Untersuchung ans Licht gebracht werden, durch die richtige Vorbeugung können Patienten von tromboembolischen Ereignissen geschützt werden.

Blut und Krebs

Ein nicht geringer Teil der Erkrankungen sind Blutkrebserkrankungen. Bei Kindern tritt am häufigsten die akute lymphoblastische Leukämie auf. In dem Knochenmark wird die Bildung von gesunden Zellen, einschließlich der weißen Blutzellen unterdrückt, und durch die übermäßige Produktion von unreifen weißen Blutzellen ersetzt. Diese bieten keine ausreichende Abwehrfunktion. So leiden Kinder nicht nur häufig an Infektionen, sondern auch nach und nach an dem Symptomen der Anämie und Blutungen, die durch Blutplättchenmangel verursacht werden.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

  • wenn das Kind zu häufigen Infektionen neigt die mit Antibiotika behandelt werden müssen,
  • wenn Sie bei Ihm eine zunehmende allgemeine Schwäche feststellen,
  • bei Gewichtsverlust oder wenn er nicht zunimmt,
  • bei einer blassen Schleimhaut, oder bei einer Spontanen Blutung der Haut oder Schleimhaut, die nicht durch eine Verletzung verursacht wurde,
  • bei einer Lymphknotenvergrößerung.

„Nicht sofort an das Schlimmste denken,“ beruhigt die Ärztin „diese können auch Begleitsymptome von chronischen Infektionen oder Autoimmunerkrankungen sein, die Symptome sollte man aber nicht ignorieren.“

Bei Älteren tritt am häufigsten die chronische lymphatische Leukämie auf. Diese verursacht die übermäßige Bildung und Häufung von funktionell unterentwickelten weißen Blutzellen im Knochenmark, Lymphknoten oder im Lymphgewebe verschiedener Organe.

Laut der Hämatologin, ist es typisch für diese Krankheit, dass die Patienten lange überleben, aber mit einem „schlechten“ Blutbild. „Sie haben keine klinischen Probleme und erfordern keine schwere Behandlung, falls es im vorgeschrittenen Stadium ist, hat die heutige Medizin ein Therapieschema, die das Leben deutlich verlängert und die Lebensqualität verbessert.”

Blutvergiftung

Jeder hat diesen Begriff schon mal gehört, in der Regel glauben die Menschen, dass es durch Verletzung, Schlangenbiss, Insektenstich und der gleichen, verursacht wird. Sepsis ist ein lebensbedrohlicher und gefährlicher Zustand. Bei solchen Patienten ist das Blut mit Bakterien oder verschiedenen Toxinen überflutet.

Laut der Ärztin, ist das Problem, dass die Infektion sich nicht auf das Organ beschränkt, was es zuerst angegriffen hat, sondern mit dem Blut in den ganzen Körper gelangt. Oft gelangt eine Vielzahl von Bakterien, Pilzen und Giftstoffen über den Verdauungstrakt, vor allem durch dem Darm, wo sich die Schadstoffe aus der Nahrung absetzen, in das Blut, oder durch beschädigte, und dadurch seine natürliche Schutzbarriere verlorene Schleimhäute.

Im Nachteil sind die, dessen Immunität beeinträchtigt ist, in Hämatologie vor allem Patienten mit niedriger Anzahl weißer Blutkörperchen, Patienten mit natürlich schwächerer Immunität – Kinder, Senioren, oft Patienten mit Diabetes- sind ebenfalls bedroht.

Es kann auch durch die Blasenschleimhaut oder der Schleimhaut der Atemwege, oft durch die Beschädigung der Haut (Verbrennung, Verletzung, etc.) in den Körper gelangen.

Wie äußert sich eine Blutvergiftung? Laut Beáta Beňová, kann sich Sepsis bei jedem anders manifestieren, meistens äußert sich Sepsis durch:

  • Fieber,
  • Schüttelfrost,
  • extreme Schwäche,
  • Muskelschwäche und –lähmung,
  • trockene Lippen,
  • Herzrasen, den man durch die Messung des Pulses am Handgelenk gut beobachten kann,
  • oft hat man Probleme mit dem Organ durch den die „Schadstoffe“ in den Körper gelangt sind – Durchfall, Bauchschmerzen, Husten mit Auswurf, Atemnot, Brennen beim Wasserlassen, Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich.

Gefährlich ist es, wenn sich der Blutdruck (auf weniger als 80/50) senkt, der Puls sich (auf mehr als 90 / min) erhöht, man pathologisch Keuchen (öfter als 20/min) muss, die Haut oder Schleimhaut spontan, ohne das man sich verletzt hätte, anfängt zu bluten.

Die Infektion und Abwehraktion entwickelt sich im Blutgefäßwand, die Blutgefäße erweitern sich, der Blutdruck nimmt ab, der Puls erhöht sich, in dem Blutgefäßen kommt es zur übertriebenen intervaskulären Gerinnung, welche die Blutgerringungsstoffe „konsumieren“ und der Patient fängt an zu Bluten.

Die Ärztin sagt weiterhin, dass dadurch ein „großes Chaos“ im Körper entsteht, und das was helfen sollte die Krankheit zu bekämpfen, sich gegen den eigenen menschlichen Organismus wendet. Notwendigerweise muss in diesen Fällen so schnell wie möglich die Medizin eingeschaltet werden.

„Die Hausbehandlung von Sepsis mit Kräuter, Wundreinigung, Homöopathie, Wundspülung und dergleichen empfehle ich nicht. Der Patient sollte warm gehalten werden, viel Flüssigkeit zu sich nehmen, seine Temperatur sollte gedämpft werden und es sollte immer ein Arzt konsultiert werden „, betont die Hämatologin.

Im Rahmen der Behandlung sollte der Schadstoff so schnell wie möglich eliminiert werden – z.B. sollte bei einer Vergiftung der Magen ausgespült werden, bei einer Entzündung sollte ein Antibiotikum gefunden werden der gezielt die Ursache der Entzündung bekämpft. Der zweite Teil der Behandlung wird gezielt zur Förderung der Durchblutung, Förderung der Herzfunktion und zur Verhinderung von weiteren Blutgerinnungserkrankungen eingesetzt.

Künstliches Blut

Zurzeit existiert es nur in den Köpfen der Fachwelt, es wird immer noch Erforscht. Laut der Hämatologin Beáta Beňova ist es vorerst sicherlich kein vollwertiger Ersatz für menschliches Blut. Sie sagt, dass einer der Vorzüge von Kunstblut die Verhinderung der Übertragung von Infektionskrankheiten sei. „Auf die Frage, ob es ein adäquater Ersatz für diese knappe Körperflüssigkeit sein kann, kann ich keine objektive Antwort geben, denn als Hämatologin ist mir klar, dass es sehr komplexe und klug arrangierte Wechselwirkungen zwischen Blutzellen und flüssigen Bestandteile des Blutes gibt“.

Interessantes aus der Geschichte

Einige Theorien haben die Grundlagen der Medizin für viele Jahrhunderte geprägt

So auch die Theorie des griechischen Arztes Galen, der glaubte, dass das Blut in der Leber entstehe und durch die Adern in das restliche Körpergewebe gelangt. Seiner Meinung nach, diente das Herz nur dazu, das Blut von rechts nach links in die Lunge einfließen zu lassen. Nicht alle seine Ideen waren richtig, Galens Theorie hat die Entwicklung der Medizin zum Teil bis zu dem 17. Jahrhundert gebremst.

  • Zu den bedeutenden Entdeckungen gehörte die Entdeckung des Blutkreislaufs im Jahre 1628, durch dem Leibarzt des englischen Königs, William Harvey (1578-1657), bekannt für seine Entdeckungen auf dem Gebiet der Medizin. Er entdeckte den großen (Körper) und den kleinen (Lungen) Blutkreislauf.
  • Der niederländische Naturforscher Anton van Leeuwenhoek war der Erste, dem es gelang, mit seinen selbstgebauten Mikroskop, im Jahre 1668, die roten Blutkörperchen zu beobachten
  • Transfusion – einer der ersten Versuche, wird den deutschen Georg von Wahrendorf im Jahre 1642 zugeschrieben. Mit der Hilfe von Hühnerknochen spritzte er Alkohol in die Venen von Hunden und beobachtete ihr verhalten. Nach diesem Experiment brauchte es nur einen kleinen Schritt um zu der Idee zu gelangen das fehlende Blut in den menschlichen Kreislauf zu ersetzen.
  • Die erste dokumentierte Bluttransfusion wurde 1665 von den englischen Physiologen, Richard Lower in Oxford an zwei Hunden durchgeführt.
  • Das erste Bluttransfusion-versuch zwischen Menschen fand im Jahre 1668 statt, als der deutsche Arzt Matthäus Purmann eine Bluttransfusion zwischen drei Soldaten vorgenommen hat.
  • Bluttransfusionen gewannen an Bedeutung während des Ersten Weltkriegs. Die dort gesammelten Erfahrungen wurden später in der Chirurgie verwendet, die Ärzte kämpften jedoch für einige Zeit mit dem Problem der Blutgerinnung. Dies wurde durch die Entdeckung der gerinnungshemmenden Eigenschaften von bestimmten Salzen, später Heparin, Hirudin und Dikumarol gelöst.

 

Quelle primar.sme.sk